Er beginnt, sich mit einer immer gleichen, vertrackten Schrittfolge, die an einen Ein-Personen-Walzer erinnert, um die Massagebank zu bewegen: Dieses so genannte „Flying“ dient der Ausdauer und Konzentration des Massierenden. Eine Behandlung geht über zwei Stunden und wird begleitet von Gesängen – oder wenn man so will – Gebeten fur das Wohlbefinden des Massierten. Ein weiteres wichtiges Element ist der so genannte „Backstroke“. Nach dessen Prinzip hat jede Streichbewegung bereits ihre Gegenbewegung in sich – wie jede Welle auch schon den Rückstrom des Wassers in sich führt. Ein Erlebnis, das sich potenziert, wenn die Masseure zu zweit, sprich vierhandig zu Werke gehen. Mit anderen Worten: Wenn der Ozean Hände hätte, dann wären es die von Margarethe und Christoph Bundschu.Eine hawaiianische Massage, von gut ausgebildeten Leuten vollzogen, ist mehr als eine Massage. Sie war als Heilritual konzipiert, das bei Wendepunkten im Leben unterstützend wirken sollte – beim Eintritt in die Erwachsenenwelt, in der Schwangerschaft, vor Kämpfen. Sie belässt den Massierten nicht im passiven Part. Ihr Ziel ist es, ihn zum innerlichen „mitgehen“ zu bewegen, damit er die eigenen Kräfte seines Körpers wiederentdecken und aktivieren kann.Diese ldee entspricht der Lehre der alten hawaiianischen „Kahunas“. Diese „Meister“, Schamanen und Priester, wirkten lange Zeit nur im Verborgenen. „Bis vor 15 Jahren war ihr Tun auf Hawaii offiziell verboten“, sagt Christoph Bundschu, „die Missionare haben da ganze Arbeit geleistet“. Der Lehrer der Bundschus war ein Kahuna: Kahu Abraham Kawari lebte auf der lnsel Kawai’i, verbrachte aber auch viel Zeit im Ausland und im „main land“, wie die Hawaiianer das US-amerikanische Festland nennen. Er war ein moderner Kahuna, der Vortrage hielt und Workshops, der Manager „coachte“ und schon mal als Sicherheitsberater der Hawaiianischen Polizei hinzugezogen wurde – und den nicht alle einheimischen Kawaiianer gleichermaßen schätzten. Er gebe, er verkaufe zu viel „geheimes“ Wissen der Kahunas an die Weißen, die Fremden weiter.Kahu Abraham Kawai’is Witwe „Ho’okahi“ hat österreichische und ukrainische Vorfahren. Sie führt die Arbeit ihres Mannes fort und unterrichtet die hawaiianische Tempelmassage. ln Abgrenzung zu „Lomi Lomi Nui“, die Variante „für den Hausgebrauch“ , nennt sie diese „Romi“. Dabei heilt nicht der Masseur. Der Massierte heilt sich selbst. „Romi“ unterstiitzt ihn dabei, seine Balance wieder zu finden, seinen Körper wieder im Einklang mit der Natur zu begreifen.