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Christoph Bundschu
Der folgende Artikel wurde um die Jahrtausendwende von Christoph für die Sonderausgabe Körperarbeit der Zeitschrift connection geschrieben. Es war zu der Zeit, als Margarete & Christoph sich langsam von dem Namen Lomi Lomi Nui verabschiedeten und von Kahu für ihre Arbeit den Namen Romi – KahunaBodywork bekamen. Im Artikel erfahren Sie einige interessante Aspekte zur Bedeutung des Körpers sowie zur Wirkkraft der Kahuna Körperarbeit – in Einzelsitzung und Training!
“Stell Dir vor, du bist ein Gebiet oder eine Ebene, wo du selbst der Herrscher bist. Alle Zellen in deinem Körper sind deine Untertanen. Jahrelang haben sie sich geplagt, dieses Gebiet, diese Ebene oder dieses Königreich zu erhalten, diese Nation, die wir selbst sind. Wenn du etwas Zeit damit verbringst, mit deinem Körper zu reden, ihn anzuerkennen, zu berühren und dich ihm zuzuwenden, als ob er ein Wesen sei, dann sind große Veränderungen möglich.”
(Kahu Abraham Kawaii AUA’IA MAHA’I’OLE)
Über die Jahrhunderte hinweg haben die hawaiianischen Kahunas („Meister“) deswegen eine besondere Form der Körperarbeit entwickelt, die davon ausgeht, fast alle Bereiche der menschlichen Existenz berühren und beeinflussen zu können – Romi – KahunaBodywork, auch als Lomi Lomi bei uns im Westen bekannt.
Zweifellos beeinflusst und bestimmt der Zustand unseres Körpers und die Qualität seiner Bewegungen unser (Er-) Leben. Wenn wir unser persönliches Lebenswerk anmutig und erfüllend gestalten wollen, tun wir gut daran, unseren Körper kennen und schätzen zu lernen – er ist das ausführende Element unserer Haltung, unserer Gefühle und Absichten. Sich des eigenen Körper bewusst zu sein und von den Wechselbeziehungen zwischen Geist und Körper zu wissen, gehört in indigenen Kulturen oft zum grundlegenden Wissen über die eigene Persönlichkeit.
Hierzu ein kleines Experiment – eine Übung, die du allein machen kannst oder mit einer Person deines Vertrauens:
Setze oder lege dich bequem hin. Schließe deine Augen und achte darauf, dass deine Atmung ruhig und gleichmäßig ist und die Schultern und der Kiefer weich und entspannt sind.
Erinnere dich jetzt an eine Situation oder an einen Menschen, der dich richtig wütend macht. Versuche, diese Wut zu spüren, ja, richtig wütend zu werden.
Achte gleichzeitig darauf, die Weichheit in den Schultern und im Gesicht beizubehalten. Lasse die Wut hochsteigen und behalte eine ruhige und weiche Atmung bei. Spüre, wie deine Stirn, deine Lippen und der Kiefer entspannt bleiben, während du wütend wirst. Entspanne Nacken, Schultern, Arme und Hände, und sei wütend.
Achte auf eine gleichmäßige und ruhige Atmung, und fühle deinen Zorn. Nimm nun ein, zwei tiefe Atemzüge, öffne die Augen und komm nach und nach wieder ganz in diesen Raum und diese Zeit.
Ist es dir gelungen, wütend zu werden, während du die genannten Körperbereiche entspannt hast? Wahrscheinlich wurde durch diese Übung deutlich, dass Gefühlsveränderungen ohne den entsprechenden Körperausdruck und ohne eine Veränderung der Körperhaltung nicht möglich sind. Sind wir wütend, spannen wir bestimmte Muskeln in Kiefer und Nacken an. Auch bei allen anderen emotionalen Zuständen sind manche Muskelgruppen aktiv, andere passiv. Befinden sich bestimmte Muskelbereiche im dauerkontrahierten Zustand, genügt schon der kleinste Anlass, um das damit verbundene Gefühl zu aktivieren – der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Wenn sich eine Muskelkontraktion erst einmal etabliert und die entsprechenden Muskelpartien verhärtet hat, ist die Sensibilität in diesem Bereich reduziert. Auf der physischen Ebene kommt es zu einer Art Kollaps der Zellen, hervorgerufen durch eine Ansammlung von Giften und einen verminderten Austausch von Sauerstoff und anderen Nährstoffen. Es tritt eine »Amnesie durch Anspannung« ein, die die geistige und körperliche Entscheidungsfreiheit und Beweglichkeit deutlich einschränkt. In einem solchen Fall können die Hände und Unterarme eines Körpertherapeuten wie »Taschenlampen in einem verdunkelten Raum« (Dean Juane in »Körperarbeit«) wieder Licht und Bewusstheit in die Situation des Betroffenen bringen.
In Hawaii existiert eine jahrtausendealte, zum Teil noch ungebrochene Tradition der Körperpflege im weitesten Sinne. Daraus entwickelten sich einige Schätze der Körperkunst, die immer in einen übergeordneten, allumfassenden Kontext gesetzt wurden. Hierzu gehören der Hula Kahiko (traditioneller hawaiianischer Heiltanz) ebenso wie Lua, die hawaiianische Form der Kampfkunst sowie die verschiedenen Formen der Lomi und Romi-Massagekünste.
Der Körper ist für die Hawaiianer ein direktes Medium zur persönlichen Transformation. Voller Achtung (Liebe) und Respekt schenken sie ihm ihre Aufmerksamkeit. Es gab Zeiten in Hawaii, wo in jedem Familienverband eine eigene Form dieser Massage – sie nennen sie »Lomi« – praktiziert wurde.
Die weisen Hawaiianer wussten und nutzten also die unmittelbare, Beeinflussung und Verwobenheit von Körper, Geist und Gefühl, um ihre Lebensqualität zu steigern. Sie beachteten unsere psychophysische Einheit und bezeichneten die Arbeit am und mit dem Körper auch als »den klugen Weg durch die Hintertür« . Dadurch umgingen sie den Verstand mit seinen Wächtern und Zensoren und konnten an oft unbewussten und evtl lebensbestimmenden Glaubenssätzen auf der Körperebene arbeiten.
Die in Europa bekannten Massagekünste entwickelten sich aus dem Wissen des bedeutendsten Lehrers der hawaiianischen Körperarbeit der letzten Jahrzehnte – Kahu Abraham Kawai’i. Er lehrte und lebte während seiner letzten Jahre auf der Insel Kauai, bis er im Jahre 2004 in die andere Dimension wechselte.
Eine (aktuelle Form) STIL dieser althergebrachten Methoden ist Romi. Romi ist mehr als eine exotische Massageform – eher eine Zeremonie und ein Initiationsritus, der in Phasen, großer Veränderungen und Herausforderungen durchgeführt wird. Es ist ein massageähnliches Ritual aus den Tempeln Hawaiis, eine Form der Körperbehandlung, die immer ein tieferes Verständnis des Behandelten und seiner Möglichkeiten der jeweiligen Lebenssituation zum Ziel hat – zum Beispiel bei Berufswechsel, Krankheit, am Ende der Pubertät, Verlust einer nahestehenden Person oder auch während einer Schwangerschaft. Etwas Altes muss zurückgelassen oder neu positioniert werden, damit das Neue geboren werden und in den Vordergrund treten kann. In Hawaii wurden diese Rituale auch durchgeführt, wenn einem Mitglied der Gemeinschaft eine verantwortliche und machtvolle Position übertragen wurde – denn nur wenn der persönliche Stress in den Hintergrund geht kann der Gemeinschaft sinnvoll gedient werden…..
Romi entstammt einer naturorientierten Kultur, deren Beobachtung und Erkenntnisse der Natur in die Behandlung und in die damit verbundenen Bewegungen des Heilers mit einflossen: zB die im Wind tanzenden jungen Palmblätter sowie die verschiedenen Qualitäten des Wassers. Charakteristisch für Romi sind die vielen fließenden, kreisenden und ineinander übergehenden Streichungen. Das Romi-Ritual wird von einem oder mehreren Therapeuten gleichzeitig ausgeführt. Dabei wird eine spezielle Ölmischung verwendet, und die Behandlung durch Musik unterstützt. Der Klient liegt zunächst auf dem Bauch, sein Kopf ruht in einer Kopfstütze, gerade ausgerichtet in Verlängerung der Wirbelsäule.
Romi ist eine bewegte und bewegende, tiefe Gewebearbeit, die unsere Muskulatur geschmeidig werden lässt, den Energiefluss anregt und unseren zellulären Stoffwechsel fördert, der für unser Wohlbefinden entscheidend ist. Ein solches Ritual kann ein sehr nährendes Erlebnis sein und uns unsere Verbundenheit mit allen Dingen erfahren lassen.
Zentrales Element der Rückenbehandlung ist der sogenannte „Backstroke“, die „Rückenstreichung“. Dies ist eine fließend und rhythmisch ausgeführte Streichung, die zwischen Nacken und Schulter beginnt, dann die Muskelstränge neben der Wirbelsäule entlang gleitet und in seiner vollen Länge bei unserer Gesäßmuskulatur endet.
Es gibt auch Streichungen bis zur Taille, der Mitte des Rückens und um die Schulterblätter herum, die fließend ineinander übergehen. Diese Streichungen werden mit dem dicksten und weichsten Teil des Unterarms über einen längeren Zeitraum kontinuierlich ausgeführt, ab wechselnd rechts und links der Wirbelsäule. Auch die Balance zwischen unseren weiblichen und männlichen Anteilen und deren Kommunikation untereinander kann so gefördert werden. Rhythmus, Tiefe und Geschwindigkeit der Streichungen variieren. Verspannungen werden »ausgedrückt« und ausgestrichen (die hawaiianischen Worte Lomi und Romi bedeuten »drücken, kneten, reiben«). An besonders angespannten Muskelpartien wird der Druck erhöht oder auch verringert, ganz individuell auf die aktuelle Situation des Klienten abgestimmt.
Wie für die Behandlung der Rückseite die vielen fließenden Streichungen von Bedeutung sind, so kommen bei der Behandlung der Vorderseite des Körpers Dehnungen, speziell an Schulter- und Hüftgelenken dazu. Diese sind, wie die Hawaiianer sagen, »die vier Ecken des Körpers« und in der hawaiianischen Tradition bedeutsame Energiezentren, weil in ihnen durch die umgebenden – oft angespannten – Muskeln viel Energie gebunden sein kann. Die sogenannten Arm- und Beinkreise dehnen die Muskeln der Extremitäten und ermöglichen ihnen so einen größeren Bewegungsspielraum.
Früher wurden hawaiianische Rituale wie Romi ohne Unterbrechungen über viele Stunden und manchmal auch Tage hinweg zelebriert, begleitet von Musikern und Sängern. Es war ein außergewöhnliches, oft einmaliges Erlebnis, das nur zu sehr speziellen Anlässen stattfand. Dementsprechend hoch war der Einsatz aller Beteiligten, energetisch wie materiell.
Heute dauert eine Romi-Sitzung meist etwa zwei Stunden mit einer reinen Behandlungszeit von ca 100 Minuten. Es kann ein einmaliges Erlebnis oder Teil einer Behandlungsserie sein. Dieser – immer noch lange – Zeitraum erlaubt es, nach und nach auch in die Tiefe des Gewebes zu gehen und so zu unseren oft tief verborgenen und muskulär festgehaltenen Glaubenssätzen vorzudringen. Dies kann eine Reinigung auf allen Ebenen sein und große Veränderungen einleiten – lösend und klärend, erhellend und nährend.
Das jahrhundertelang verfeinerte KahunaWissen der hawaiianischen Tradition ist ein Geschenk an unseren Kulturkreis: die so banale wie profunde Erkenntnis, dass wir spirituelle Wesen in einem Körper sind und dass es unsere Entwicklung vielfältig fördert, dieses Gefährt, diesen Tempel unserer Seele, zu erforschen, zu pflegen und zu hegen.
Und auch die neuesten naturwissenschaftlichen Ergebnisse bzgl der embodiment – Forschung bestätigen:
Die sinnvolle Beschäftigung mit unserem Körper ist das Tor zu mehr Bewusstheit, Freude und Lebendigkeit – und all unser Erleben wird durch den Zustand unseres Körpers direkt und maßgeblich beeinflußt!
ALOHA Chris Bundschu
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Institut Hawaii
Margarete & Christoph Bundschu
+49 (0)89 854 45 93 | +49 (0)176 321 44 210 | romi@instituthawaii.de